„Ich war einen ganzen Tag lang ‚produktiv‘ – und hab genau nichts geschafft.“

Klingt paradox? Willkommen in der Perfektionismus-Falle.
Mein Meisterstück: Ich habe mal einen kompletten Arbeitstag damit verbracht, die perfekte Ordnerstruktur in Outlook zu bauen. Mit farbigen Labels, Automatisierungen und Regeln, die selbst ein Schweizer Uhrwerk nervös gemacht hätten.
Ich war so stolz. Bis ich eine Woche später feststellte: Ich habe das System genau dreimal benutzt – und danach nie wieder. Warum? Weil ich mich im Setup verloren habe statt im echten Doing.

Perfektionismus fühlt sich an wie Fortschritt – ist aber oft nur eine schicke Form der Prokrastination im Business-Outfit.
Wenn du dich also dabei ertappst, stundenlang an deinem System zu feilen, bevor du überhaupt eine Aufgabe erledigt hast: Lies weiter.
Wir reden Tacheles. Über Optimierungszwang, die Illusion von Kontrolle – und wie du aus dem Hamsterrad der „perfekten Planung“ aussteigst.

Die Perfektionismus-Falle: Wenn „besser machen“ dich schlechter arbeiten lässt

Die Perfektionismus-Falle tarnt sich gern als Effizienz. Du hast das Gefühl, du arbeitest an deinem System – in Wahrheit optimierst du dich kaputt. Du erkennst die Falle an Symptomen wie:

  • Stundenlangem basteln an Templates, nutzt sie aber kaum.
  • Du schaust mehr YouTube-Videos über Produktivität, als du produktiv arbeitest.
  • Der Denkweise: „Wenn mein System erstmal perfekt ist, dann werde ich richtig durchstarten.“

Spoiler: Das „perfekte System“ kommt nie. Und du drehst dich weiter im Kreis.

Psychologisch nennt man das „prokrastinatives Perfektionieren“. Perfektionismus geht oft mit höherem Stressempfinden, geringerer Produktivität und erhöhter Aufschieberitis einher – vor allem bei Wissensarbeitern, die viele Freiheiten in ihrer Tagesstruktur haben.

In einer Studie von Zafar Ahmad & Naureen Munir, erschienen im Orient Research Journal of Social Sciences, December, 2022, Vol.7, No. 2[57-66] mit 405 pakistanischen Studierenden zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Perfektionismus und akademischer Aufschieberitis unabhängig vom Geschlecht. Unter Medizinstudierenden ist maladaptiver Perfektionismus eng verknüpft mit psychischem Stress, Angst und Depression – Zustände, die wiederum Aufschieberitis auslösen. Eine australische Meta-Analyse (1989–2016) dokumentierte einen starken Anstieg von selbst- und fremdverordnetem Perfektionismus – parallel wuchs das Risiko für Stress und Burn-out.

Warum das so gefährlich ist? Weil das Basteln am System einfacher ist, als das Abarbeiten der To-dos. Es gibt dir das Gefühl, Kontrolle zu haben – während du dich in Wahrheit vor dem echten Doing drückst.
Oder wie es im PDF-Guide steht:
„Optimieren fühlt sich produktiv an – ist aber Prokrastination im Produktivitätskostüm.“

Wie Sarah Klein für SELF.com schreibt, kann Perfektionismus Depression, Angststörungen, Essstörungen und Schlafprobleme auslösen.
Laut Time steigt bei Perfektionisten das Burn-out-Risiko – 76 % der Arbeitnehmenden berichten über Befindlichkeitsstörungen wie Erschöpfung, Kopfschmerzen oder Schlafprobleme .

Was dabei auf der Strecke bleibt? Fokus. Umsetzung. Wirkung.

Warum wir alle in die Perfektionismus-Falle tappen (auch wenn wir’s besser wissen)

Stell dir vor, du willst ein Baumhaus bauen. Statt mit Hammer und Holz loszulegen, zeichnest du erst den perfekten Plan. Dann machst du noch einen. Und noch einen. Irgendwann hast du zehn Pläne – aber kein Baumhaus. Willkommen in der Perfektionismus-Falle.

Aber warum machen wir das?

1. Wir wollen alles richtig machen – aus Angst vor Fehlern

Hinter dem Perfektionsdrang steckt oft der Gedanke: „Wenn ich’s nicht perfekt mache, ist es nichts wert.“
Das blockiert. Statt zu starten, drehen wir noch eine Schleife im System-Feinschliff.

2. Wir sehnen uns nach Kontrolle

Ein ausgeklügeltes System gibt uns das Gefühl: „Ich hab alles im Griff.“
Aber Hand aufs Herz: Wie oft ist das nur Selbstberuhigung – und kein echter Fortschritt?

3. Unser Gehirn ist bequem – und liebt die Illusion von Produktivität

Schwierige Aufgaben triggern inneren Widerstand. Also sagt unser Hirn:
„Mach’s später – aber richtig!“
So landet man stundenlang im Tool-Tweaking, statt einfach anzufangen.

Kurz gesagt:
Perfektionismus ist wie ein falscher Freund – er sagt dir, dass du besser wirst, wenn du länger planst.
Aber am Ende hast du Pläne ohne Baumhaus.
Besser ist: Einfach mal anfangen. Fehler sind erlaubt. Und meistens sind sie gar nicht so schlimm, wie wir denken.

Raus aus der Perfektionismus-Falle – 3 Strategien, die wirklich helfen 🚪

Du willst nicht länger am „perfekten System“ feilen, sondern endlich ins Tun kommen? Hier sind drei Werkzeuge, die dich da rausholen – praxiserprobt und wissenschaftlich sinnvoll:

1. Die 80/20-Regel für Systeme

Statt 100 % des Systems perfekt zu machen, nutzt du es einfach mal – und passt später an.

So geht’s:

  • 80 % deiner Zeit nutzt du das System im Alltag.
  • Maximal 20 % der Zeit darfst du optimieren – wenn überhaupt.
  • Beispiel: 4 Stunden Obsidian nutzen, 1 Stunde für Feintuning. Mehr nicht.

Warum’s wirkt:
Du baust Erfahrung auf und erkennst echte Probleme – statt nur hypothetische.

2. Der Optimierungs-Stopp

Verbot fürs System-Tweaken. Kein neues Template, kein neues Label, nix.

So geht’s:

  • Stell dir selbst ein 30‑Tage‑Verbot fürs Anpassen.
  • Notier auftretende Probleme in einer Liste.
  • Erst nach einem Monat darfst du maximal 3 Dinge ändern.

Warum’s wirkt:
Du entziehst der Optimierung den Sauerstoff. Was bleibt, ist Nutzung – und echte Effizienz.

3. „Gut genug“ als Mantra 🧘‍♂️

Perfektionismus lebt von der Idee, dass es immer noch besser geht. Sag bewusst: „Gut genug – und jetzt los.“

So geht’s:

  • Setz dir für Aufgaben eine klare Maximalzeit (z. B. 30 Min für eine E‑Mail).
  • Wenn die Zeit um ist: abschicken, fertig.
  • Häng dir sichtbar einen Zettel auf: „Done ist besser als perfekt.“

Warum’s wirkt:
Du trainierst, mit Ergebnissen zu leben – und nicht in der Endlos-Bearbeitungsschleife hängen zu bleiben.

„Was ist gerade gut genug in deinem System – auch wenn dein Hirn etwas anderes sagt?“

👉 Bonus-Tipp: Wenn du diesen Artikel liest, anstatt eine Aufgabe zu erledigen – frag dich: „Baue ich gerade oder mache ich nur wieder einen weiteren Plan?“

Mein Fazit – und was ich dir mitgeben will

Ich wäre ein Lügner, wenn ich behaupte, ich hätte das Thema Perfektionismus komplett im Griff. Allein während ich diesen Artikel schreibe, hat mein Hirn mindestens fünfmal geflüstert: „Geht das nicht noch besser?“
Zum Beispiel bei dem Baumhaus-Bild da oben – ich find’s nicht ideal. Aber weißt du was? Es ist gut genug. Und genau das ist der Punkt.

Ich arbeite inzwischen mit zwei Dingen, die mir helfen: dem Optimierungs-Stopp und dem „Gut genug“-Mantra. Das bringt Tempo rein – und verhindert, dass ich mich in Endlos-Schleifen verliere.

Denn Perfektionismus ist nicht harmlos. Er macht dich nicht besser – er macht dich müde.
Und niemand sollte aus Unwissenheit in den Burnout rutschen, nur weil er denkt, „noch besser“ sei immer gleich „besser“.

Wenn du diesen Text bis hierher gelesen hast, nimm das bitte mit:
Fang an. Mach Fehler. Lerne daraus. Und hör auf, auf perfekt zu warten.
Denn „gut genug“ bringt dich weiter – und zwar heute.

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Du bekommst keine weitere „Tool-Empfehlung“, sondern Klarheit, wie du wirklich ins Machen kommst.

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